Einer der ältesten Dodge (Scheunenfund) in Böblingen

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RoteNina

Mannschaftskabine
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Hallo zusammen,
gestern hab ich in der Zeitung folgende Info gefunden. Ich fand es ganz nett. Die haben vor kurzem nämlich ein Autozentrum der besonderen Art für Oldtimer in Böblingen aufgezogen.
https://www.meilenwerk.de/

Grüßle Steffi

aus der Sindelfinger/Böblinger Zeitung

Ein Ehrenplatz für die alte Betsy
09.12.2009 00:00 Uhr - Von unserem Redakteur Roman Steiner Wenn das Cabrio-Verdeck nicht zurückgeschlagen sondern geschlossen ist, könnte man zwei Mercedes S-Klassen übereinander stellen. Dann käme ungefähr das raumgreifende Volumen zusammen, das von dem schwarz lackierten Gefährt eingenommen wird. Was da unter einer beigefarbenen Decke zum Vorschein kommt, ist aber kein Lastwagen, sondern ein Schmuckstück.

Der Anruf kommt am Montagvormitttag: Heute Abend wird das älteste Auto der Marke Dodge im Meilenwerk eingeliefert. „Wär’ das was für Ihre Zeitung?“ Klar, selbstverständlich. Kurze Vorabrecherche im Internet, die Interessantes ergibt. Und neugierig macht. „Können Sie so gegen 19 Uhr da sein?“ Keine Frage, ist ja nur einen Katzensprung entfernt.
„Wir feiern hier eigentlich unser Weihnachtsfest“, erzählt Thomas Hausch, Vizepräsident von Chrysler in Stuttgart, zuständig für Europa, den Mittleren Osten und Afrika. Nach seiner Rückkehr aus Detroit lebt er in Böblingen, aufgewachsen ist er in Sindelfingen. Dass ein Autokonzern seine Weihnachtsfeier im Meilenwerk feiert, wo Automobilgeschichte mit Händen zu greifen ist (wenn nicht gerade „Bitte nicht berühren“ neben den Autos steht), leuchtet ein. Und doch hatte Thomas Hausch eine Besonderheit mitgebracht.

35 PS aus vier Zylindern


Die Brüder John und Horace Dodge waren zu Anfang des 20. Jahrhunderts Zulieferer für den bereits damaligen Giganten Ford. Doch mit der Zeit kam ihnen die Idee, selbst Autos zu bauen. 1914 gründen sie die „Dodge Brothers Motor Vehicle Company“, das erste eigene Auto ist die heute so genannte „Old Betsy“.

Der Vierzylinder-Motor mit 35 PS und drei Gängen dürfte es nicht leicht gehabt haben mit dem voluminösen Gefährt. Schwere Holzspeichenräder, ein Holzrahmen mit aufgeschraubter Stahlblechkarrosserie, starre Achsen und Blattfedern wie im Kutschenbau – für heutige Verhältnisse schwer vorstellbar. Doch damals überzeugten die elektrischen Scheinwerfer und der elektrische Starter, dazu eine drollig trötende Hupe – Old Betsy war damals alles andere als eine alte Fregatte, eher ein flotter Feger.

Über 45 000 Exemplare

Erstmals produziert wird der Wagen am 14. November 1914, für 795 US-Dollar ist er damals zu haben. Bis Jahresende werden 248 Exemplare gebaut, bereits im Jahr 1915 steigt die Zahl auf 45 033 Stück. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sind solche Erfolgsgeschichten möglich.

1920 sterben die Dodge-Brüder an Lungenentzündung, 1925 wird die Marke verkauft. Seit 1928 gehört Dodge zu Chrysler und stellt hier immer noch die älteste Marke dar (Chrysler wurde 1924 gründet und Jeep 1941).

Große Kulleraugen

Durch Zufall wird im Jahr 2005 das Exemplar der Old Betsy in den USA entdeckt, stolze 95 Jahre alt. „Wir konnten es günstig erwerben“, sagt Thomas Hausch. Wie günstig? „Es war sozusagen ein Scheunenfund. Zu einem Scheunenfund-Preis.“ Spricht’s und lächelt verschmitzt.

Der historische Wagen, der älteste im Böblinger Oldtimer-Zentrum, soll bis auf Weiteres im Meilenwerk bleiben, „mindestens für ein Jahr“. Allerdings bekommt er einen Platz in einer der gläsernen Stellboxen. „Es kann natürlich sein, dass wir Old Betsy für Events mal herausgeben.“

Bis dahin schaut die alte Dame treuherzig aus ihren großen, freistehenden Kulleraugen-Scheinwerfern, mit zurückgeschlagenem Verdeck und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Denn komme was da wolle, die nächsten 95 Jahre dürften entspannter werden als die ersten 95.

Thomas Hausch, Chrysler-Vizepräsident für Europa (rechts) und sein Böblinger Vertragshändler Holger Meiling im ältesten Dodge-Auto überhaupt, der Old Betsy aus dem Jahr 1914.
 
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