Das ist ja wirklich faszinierend, welche Themen hier in den tiefen des Forums vergraben sind.
"Grauer Star" vor ein paar Wochen noch wusste ich nicht mal genau was das für eine Augenerkrankung ist.
Mit den Augen hatte ich nie große Probleme. Musste ja alle paar Jahre auch den Sehtest machen um den Busführerschein verlängern zu lassen.
Der letzte Test ist zwei Jahre her. Da war noch alles in Ordnung. Okay, als ich 45 war, legte ich mir die erste Lesebrille zu. Mit 50 kam die erste Gleitsichtbrille, weil mich das ständige Gesuche nach der Lesebrille nervte. Die Weitsicht hatte nur eine unmerklich geringe Stärke.
Beim letzten Sehtest vor zwei Jahren gab es dann mal eine etwas stärkere Brille. Beim Fahren muss ich die seither auch tragen, den Sehtest hab ich ohne Brille mit 58 nicht mehr geschafft.
Jetzt bin ich 60. Vor einem halben Jahr hab ich bemerkt, dass ich mit der aktuellen Brille nicht mehr richtig gut sehen kann. Zu meinem Erstaunen sah ich ohne besser.
Es wurde immer besser, zunächst in die Weite u. dann auch beim Lesen u. vor dem Bildschirm. Phänomenal - ich sah wieder gut wie vor 30 Jahren.
Der Zustand hielt ein paar Wochen an. Lesen kann ich immer noch, jetzt so gut wie nie zuvor. Selbst das Kleinstgedruckte auf irgendwelchen Verpackungen, wobei selbst Normalsichtige eine Lupe brauchen. Nachteil ist, dass die Fernsicht jetzt gefühlt wöchentlich abnimmt. Ab ca. 5 Meter zieht leichter Nebel auf. Ganz schlecht ist Kunstlicht z.B. in Supermärkten u. die Blendempfindlichkeit Nachts beim Fahren hat stark zugenommen.
Vor 3 Tagen war ich beim Augenarzt. Was offiziell diagnostiziert wurde, wusste ich vorher schon. Eine inoffizielle Diagnose hatte ich seit Weihnachten.
Die Tochter einer befreundeten Familie, eine Freundin unserer Tochter, hat vor ein paar Wochen ihren Dr.-Titel bekommen u. arbeitet als Assistenzärztin in einer Augenklinik in München. Die wusste gleich was Sache ist. - Grauer Star, Unterart Kernstar (Cataract nukleares). Das hat dann auch mein Augenarzt sehr schnell diagnostiziert. Die vorübergehende Sehverbesserung ergibt sich, weil das Licht durch die stellenweise eingetrübten Linsen anders gebrochen wird.
Durch die private Vorwarnung hat mich die Diagnose nicht so schockiert. Man kann was machen. Es hilft eine OP - ausschließlich eine OP, bei der künstliche Linsen eingesetzt werden. Es gibt Einstärkenlinsen (Monofokal) u. Mehrbereichslinsen (Multifokal) so eine Art Gleitsichtlinsen. Eine neue Brille wäre nur eine kurzfristige, vorübergehende Lösung.
Ich zieh das jetzt durch. Am 24.01. OP-Vorgespräch, am 13.02. OP-Tag für das erste Auge, das zweite folgt dann ein paar Tage später. Natürlich geht mir die Muffel und ich bin ein bisschen unsicher für welche Art von Linsen ich mich entscheiden soll. Deshalb texte ich auch hier rum.
Was ich weiß ist, dass es ein recht häufiger u. verhältnismäßig risikoarmer Eingriff ist. 600-800 TAUSEND mal wird das jährlich allein in DE laut Google gemacht. Am häufigsten werden Monofokallinsen verbaut.
Bei meinem Augenarzt fühl ich mich gut aufgehoben, jedoch hat er eine strikte u. eindeutige Meinung zu der Art der Kunstlinsen die er verbaut.
Ich war Nachmittags in der Sprechstunde. Am Vormittag hatte er die Operation an diesem Tag 6 mal gemacht. Etliche tausend künstliche Linsen hat er bei Patienten schon eingesetzt. Trotzdem sei das für ihn keine Routine sagt er, er hat Respekt vor jedem Auge u. geht mit größter Sorgfalt vor - beruhigend

. Eine ausführliche Voruntersuchung, OCT (was immer das auch ist) wird gemacht.
Bei der ersten Untersuchung hat mir der Arzt zu Monofokallinsen (Standardlinsen, Kassenleistung) geraten. Eingestellt für die Ferne. Zum Lesen wird voraussichtlich wieder eine Lesebrille nötig sein. Mit dieser Kombi lässt sich die im Gesamten u. Endeffekt beste Sehleistung in allen Bereichen erzielen - sagt er. Von Mehrbereichslinsen hat er mir abgeraten. Die würde er nicht verpflanzen.
Wer viel u. gerne auch Nachts Auto oder Motorrad fährt, für Piloten o.ä. seien Multifokallinsen nicht geeignet. Damit könne man zwar gänzlich ohne Brille auskommen, die Sehschärfe sei aber, auch mit den modernsten Mehrbereichslinsen, in allen Entfernungen ein Kompromiss. Halos (Lichtspiegelungen, so eine Art Heiligenschein) um Lichtquellen seien damit immer vorhanden. Das Gehirn könne mit der Zeit zwar lernen die Nebeneffekte auszublenden, es kann aber auch der Fall sein, dass man sich psychisch nicht damit abfindet u. verstärkt darauf achtet, weil man weiß, dass die Kunstlinsen ein finaler Zustand für den Rest des Lebens sind. Soweit mein Augenarzt...
Schade, ganz ohne Brille wäre schon toll gewesen Eine private Zuzahlung für perfektes Sehen wäre mir in diesem Fall egal.
Ich weiß jetzt nicht, ob ich noch eine zweite ärztliche Meinung einholen soll. Mein Augenarzt ist sicher sehr erfahren, selbst um die 60 Jahre alt.
Wie weit er mit dem Entwicklungsstand von modernen Multifokallinsen up to date ist, kann ich nicht beurteilen.
Im Netz liest man viel über die Vorteile von Multifokallinsen. Die Quellen sind meist Augenkliniken oder Ärzte die auf Mehrbereichslinsen spezialisiert sind. Stellenweise werden nur die Vorteile beschrieben, von Nachteilen wie sie mein Augenarzt beschreibt, liest man wenig.
Zwischen den Zeilen bilde ich mir ein da Werbung herauszulesen. - Oder die modernen Mehrsichtlinsen sind wirklich so toll wie behauptet.
Die Freundin unserer Tochter, die junge Frau Dr. ist zur Zeit leider nicht erreichbar. Schwirrt irgendwo im Urlaub in Mittelamerika herum.
Gibt es hier ehemalige "Blindfüchse" die vielleicht erst kürzlich Kunstlinsen bekommen haben ?
Alle bisherigen Einträge in diesem Thread sind ja schon 10 Jahre alt. Im medizinisch-technischen Bereich hat sich seither bestimmt auch was getan.
Danke schon mal für sachdienliche Erfahrungen.